UA, Sensemble Theater, 06. Oktober 07, 1 H 1 D

Rechte: Theaterverlag Hofmann-Paul, Berlin

Eine schöne Geschichte. Eine Frau und ein Mann begegnen sich in einer Bar. Der Anfang funktioniert, die Worte und Gefühle gleichen sich. Sie verbringen die Nacht zusammen. Das Leben zu zweit beginnt wie in einem romantischen Liebesfilm.

„Ich bin eines Abends in diese Bar gegangen. Ich habe diesen bestimmten Gesichtsausdruck aufgesetzt und wusste genau, heute passiert es, heute bleibe ich nicht allein. Ich fühlte mich jung. Ich fühlte mich frei. Es war Frühling.“

Doch irgendwie läuft dieser Film nicht wie gewünscht weiter. Das Popcorn bleibt im Hals stecken, die Worte fallen schwer. Die Frau und der Mann ringen nach Luft. Der Atem wird immer kürzer. Er flüchtet vor sich selbst und wird von einer unstillbaren Sehnsucht getrieben. Sie sucht nach Halt und versucht, einen tödlichen Krimi zu inszenieren …

Presse: „umjubelte Premiere … brillantes modernes Sprechtheater … unbedingtes Muss für jeden Theaterfreund.“

Auf folgenden Bühnen wurde/wird das Stück gespielt:

  • Sensemble Theater, Augsburg, 2007
  • theater … und so fort, München, 2008
  • Theater Belacqua, Wasserburg 2008
  • Theaterlabor der Uni Münster, 2012
  • Kulturbahnhof Münster-Hiltrup, 2014
  • NichtnurTheater, Göttingen, 2020

 

„Love Movie Theater“: Paar in der Krise

Münster – Westfälische Nachrichten – So, 17.06.2012

Das Stück endet, wie es begann. Abspann gleich Vorfilm, projiziert in der angedeuteten Kulisse einer spärlichen Privatsphäre. Einmal Karussellrückwärtsfahrt durch die Gefühlswelten. Perpetuum Mobile, angetrieben durch Vorwürfe und Wunschdenken. Sie: „Ich hasse es.“ Er: Was? Sie: „Dieses Gespräch.“

Sie und er passen klasse – aber nur noch gegeneinander. Aneinander vorbei hat man sich noch viel zu sagen. „Love“ eben, oder vielmehr „Love Movie Theater“. Sie und Er. Mann und Frau. Mehr Namen wollte Autor Sebastian Seidel (Jahrgang 1971) seinen beiden Protagonisten nicht geben. Poetisches Theater eben, bar jeder Redundanz: kein Wort zu viel, kein Satz überflüssig. Dazu ein pointiertes Pianospiel der Koreanerin Usong Lee, die mit magischen Tönen eine Stimmung erzeugte wie in Kubricks „Eyes Wide Shut“, Schnitzlers Traumnovelle. Was Imke Zimmermann und Sebastian Renczikowski unter der Regie von Enrico Otto aus diesem knapp einstündigen Dialog gestaltet haben, nötigt größten Respekt ab. Mann: immer verzweifelt, weil hilflos verliebt in diese Frau. Sie: pausenlos kämpfend um diese Liebe, an die sie nur glaubt, da sie es unbedingt will. Selbstmitleid und Erniedrigung bei ihm. Euphorie bis zu hysterischen Reaktionen bei ihr. Da fliegt auch schon mal ein Stuhl so durch die Szenerie, dass die Zuschauer aufspringen möchten… Er hat nur seine Liebe zu einer Frau, die sich in der Traumwelt einer Seifenoper glaubt und beim Erwachen erfährt, dass sie keinen Hauptdarsteller erwischt hat. Das will sie ändern. Ein Krimi wäre spannend. Mord. Er, schon tot, darf aber noch laut denken: Ein Trugschluss, dass mein Leben auf einer wahren Geschichte beruht.

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